Badrenovierung: Wie anfangen? 

„Ich kann mein Bad nicht mehr sehen! Was soll ich tun, welche Möglichkeiten gibt es eigentlich?“

Ein Bad renovieren bedeutet nicht immer, dass alles raus und ganz neu gemacht werden muss! Gerade der Mix aus Alt und Neu kann sehr spannend sein, einem Raum eine persönliche oder außergewöhnliche Note geben. Manchmal reicht es, einzelne Flächen, Wände, oder den Boden zu verändern, Bordüren auszutauschen, oder die Beleuchtung und Einrichtung mit anzupassen. Nur, wenn die generelle Anordnung der Sanitäranlagen wie Waschbecken oder Wanne/Dusche verändert werden soll, ist eine Generalsanierung meist unumgänglich, weil es dann auch Leitungen betrifft. Mein Tipp zum Vorgehen:

a) Anregungen holen

Hole dir Anregungen aus Zeitungen, im Netz oder bei Bekannten (fotografieren!). Die Gesamtwirkung ist entscheidend: In welcher Art Bad fühlst du dich auf Anhieb wohl? Mit welchem Stil? Oder gibt es ein richtiges Thema, das du gerne aufgreifen möchtest? Nimm dafür Beispiele mit einer ähnlichen Raumgröße, wie sie dein Bad hat. Denn die knallrote Wand, die im 30-Quadratmeter-Ausstellungsbad so fasziniert, kann im 5-Quadratmeter-Raum eher "erdrückend" wirken....

b) Fliesenausstellungen?

Ziehe Ausstellungen erst später zu Rate . Denn die Wirkung von einem Quadratmeter in der Ausstellung ist nun mal eine völlig andere und kann sehr täuschen. Das zarte Blau, im ganzen Raum bis hoch zur Decke kann schnell für eine kalte „Schlachthaus-Athmosphäre“ sorgen - anstatt dem gewünschten "maritimen Touch".  Und die lustigen Quitsche-Entchen-Muster sind einzeln ganz lustig - aber möchtest du wirklich die nächsten 20 Jahre damit leben? Auch dann, wenn die Kinder später aus dem Haus sind? Die Optik und Wirkung von Fußboden und Wänden muss zum Raum und zu dir passen. Wand und Boden können sich in ihrer Wirkung verstärken oder gegenseitig stören.

c) Profis dazu holen

Ist die generelle Vorstellung klar, ist der richtige Zeitpunkt, die Fachleute zu kontaktieren. Einen Fliesenexperten wie mich oder auch einen Bad- und Sanitärspezialisten. Eine 3-D-Software, die eine bis dahin vielleicht noch vage Vorstellung in Bildern greifbarer macht, hilft meist viel weiter. Ebenso die Erfahrung dieser Leute, die dir auch Vorschläge machen werden, Ideen beisteuern können. Wenn sich jemand wie ich 30 Jahre täglich mit diesen Fragen beschäftigt sieht er Dinge anders und hat immer das Gesamtbild vor Augen - eben nicht nur die einzelne Fliese.

d) Umfang festlegen

Jetzt wird entschieden, ob und was genau geändert wird: Alles, inklusive Sanitäranlagen oder nur Teilbereiche? Das ist immer auch vom Budget abhängig. Welche Leistungen sind notwendig, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen? Je nach Art und Umfang der Änderungen kann jetzt abgesehen werden, ob der Elektriker und der Installateur dazu kommen müssen.

e) Detailplanung

Jetzt geht es an die Detailplanung und Kalkulation. Lege dein generelles Budget fest und überlege dir dann: Wie komme ich damit meiner Wunschvorstellung so nahe wie möglich? Und erst jetzt suchst du  gezielter nach der Art, Farben und Form z. B. der Fliese, der Waschbecken, Armaturen usw. Steht diese Detailplanung können auch konkrete Angebote und Kostenvoranschläge eingeholt werden. 

Woran man davor denken sollte

„Ich weiß jetzt, was ich will. Worauf muss ich beim Umbau achten?“

a) Hol Dir Profis, die sich abstimmen

Bei Umbauten sind meist mehrere Gewerke beteiligt: Fliesenleger, Installateur, Elektriker... Dann ist es vorteilthaft, wenn einer der Handwerker dabei sozusagen den "Hut" für das Projekt aufhat. Und es vermeidet Missverständnisse (und meist auch unnötige Verzögerungen und Kosten!) wenn der "Haupt-Handwerker" Partnerbetriebe dazu holen kann, mit denen er zuverlässig zusammen arbeiten kann.  Er wird die Termine abstimmen, so dass alles reibungslos funktioniert. Und das muss es, gerade beim Bad. Wenn ein anderer Raum zwei Wochen nicht benutzt werden kann, weil Termine nicht abgesprochen wurden, kann man das womöglich verschmerzen. Aber beim Bad? Fliesenarbeiten, Installation und Elektrik – ist es gut geplant und abgesprochen kann es auch reibungslos laufen.

b) Wähle Handwerker aus Deiner Region mit guten Referenzen

Ob ein Handwerker hält, was er verspricht, erkennt man schon VOR der eigentlichen Arbeit: Kommt er pünktlich zum vereinbarten Termin? Ist er sichtbar kompetent, vorbreitet auf den Termin, was bringt er mit? Was hast du über ihn gehört von Bekannten? Wie wirkt er insgesamt als Mensch auf dich? Zuverlässig und korrekt oder schlampig und schludrig? Ich möchte keinem meiner Handwerker-Kollegen etwas unterstellen. Aber auch meine Lebenserfahrung zeigt, dass die Menschen meist so auftreten, wie sie später handeln bei der Arbeit. Hier gilt übrigens ein alter Spruch: Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Mache deine Entscheidung nicht am Lehrling fest, der eben noch vieles zu lernen hat, sondern am Auftreten des Handwerkers selbst.
 

C) Nie den Preis einzelner Bestandteile als Entscheidungsgrundlage nehmen, sondern immer den Gesamtpreis!

Die Gesamtkosten im Blick zu behalten, anstatt nur den höheren oder niedrigeren Preis eines Teils an Material zu sehen - das kann viel Geld sparen. Bei einer großen Sanierung schnell mal 10.000 Euro, was ein schöner langer Urlaub für die ganze Familie wäre.... 
Wenn du z. B. andere Fliesen wählst, die 10 Euro pro qm mehr kosten. Dann sind das bei zehn Quadratmetern Bedarf nicht mehr als 100 Euro. Wogegen die Designer-Badewanne schon mal alleine mit 2.000 Euro oder mehr zu Buche schlagen kann. Und das, obwohl sie ja nur EIN Aspekt in der Gesamtwirkung des ganzen Raumes ist! Hier genauer zu überlegen und die Einzelteile in Relation zu sehen scheint so selbstverständlich. Und doch erlebe ich immer wieder, dass es übersehen wird. 

b) zwei Wichtige Fragen, die man davor stellen sollte. Ist es alltagstauglich? Kann ich damit 20 Jahre leben?

Beispiel Regendusche. Sie ist ein wahrer Wellness-Quell. Aber ehrlich - ist sie für den täglichen Gebrauch als einzige Dusche wirklich die beste Lösung? Oder nehmen wir die Tatsache, dass wir alle nicht jünger werden: Die Stufen zur erhöht thronenden Wanne sehen wirklich super aus. Oder die Dusche mit gemauertem Einstieg. Aber du bist jetzt 30 oder 40 Jahre alt. Was wird in 15 oder 20 Jahren sein? Ist es dann immer noch praktikabel?   Ich stelle meinen Kunden EINE Frage bei jedem Projekt:

"Sind Sie sicher, dass Sie das SO die nächsten 15 bis 20  Jahre täglich benutzen werden und sich immer noch daran freuen können?"

Pflegetipps

„Ich bin begeistert vom Ergebnis – das neue Bad ist genau MEINES! Gibt es Sachen im Bezug auf Pflege oder Reinigung, die ich wissen sollte?“

Grundsätzlich gibt es fast nichts Robusteres als Fliesen. Sie sind hygienisch, langlebig, unwahrscheinlich widerstandsfähig, geben die Wärme einer Fußbodenheizung optimal ab usw. ABER ein paar Punkte gibt es doch:

 Es gibt noch keine Fugen für die Ewigkeit.

Obwohl sich in Sachen Material viel getan hat gibt es noch immer keine Fugenmasse, die den starken Belastungen in der Dusche ausgesetzt sind, und nicht nach 5 bis 10 Jahren erneuert werden müssten. So lange Verschmutzungen und kleine Schimmelansätze oberflächlich sind können diese gut gereinigt werden. Aber auch die besten Fugen reißen mit der Zeit ein, Wasser dringt unter die Oberfläche, und irgendwann sieht es einfach unschön aus. Dann hilft nur: Raus und neu machen.  

Alte Fugen reinigen?

Auch wenn es angepriesen wird – es gibt noch immer keine echten „Wundermittel“ gegen alte Fliesenfugen. Wenn Reiniger mit Chlor und Chemie nicht helfen bleibt entweder die pure Arbeitskraft mit schrubben oder der Austausch. Aber Vorsicht: Manche Reiniger sind so konzentriert, dass sie Fugen regelrecht zerfressen können. Ich habe solche Beispiele gesehen. Wenn auf der Beschreibung steht, dass sie verdünnt angewendet werden sollen, ist es gut, sich daran zu halten. Auch Färbemittel helfen bei alten, grauen Fugen erfahrungsgemäß nicht lange, vor allem in beanspruchten Flächen. Wenn es um Kalkflecken geht empfehle ich klar Antikal oder Bref – die beiden Reiniger sind nach meiner Erfahrung die besten. 

Profiwissen zahlt sich aus!

Ich habe über die Jahre so viel gesehen - aber es stimmt immer noch: Auch bei Fliesen zahlt sich professionelle Arbeit aus! Nicht selten später in barer Münze.
Ja, es gibt sicher talentierte und erfahrene Heimwerker, die ihre Sache sehr gut machen. Aber - ein Profi erkennt ihre Arbeit fast immer trotzdem! Denn man sieht den Unterschied. Vielleicht nicht sofort oder auf Anhieb. Aber nach einiger Zeit der Nutzung IMMER.

Beispiel: Außenkanten an Mauervorsprüngen. Profis werden die Kanten immer mit eingelegten Schienen schützen oder sie auf Kante schneiden. Fugen direkt auf der Kante können auf Dauer nicht bestehen. Verfärbungen, Abrieb und womöglich noch Abplatzer an den Fliesen selbst sind immer die Folge. 
Anderes Wissen und unsere Erfahrung betrifft die Materialkunde, das Berechnen vor der Verlegung. Ja, es gibt hier einen Unterschied, und die Jahre bringen ihn immer an den Tag: Maßhaltigkeit, Winkelgenauigkeit, Gesamtoptik, Schnittechnik usw. Und nicht selten sind das nach einiger Zeit genau DIE Punkte, die einen jeden Tag stören. Oder sie müssen später umständlich und mehrmals ausgebessert werden. 

Kurz: Gleich g'scheid g'macht zahlt sich aus. Auch bei Fliesen.